Hier beginnt der Hauptinhalt dieser Seite

Einblicke in das Projekt Heldenbohne - Interview mit Dr. Jaya Bowry

Für eine nachhaltigere Verpflegung soll der Anbau von Hülsenfrüchten in Hessen verdreifacht werden – die Ziele des Projektes „Heldenbohne“ sind ehrgeizig. Wie das Netzwerk aus der gemeinnützigen GmbH „Lust auf besser leben“, dem Verein Bionales e. V. und Ökosaat-Hessen e.K. Angebot und Nachfrage von Ackerbohnen, Kichererbsen, Linsen und Co steigern möchte und mit welchen Herausforderungen die Projektpartner dabei rechnen, erfahren Sie im Interview.

Dr. Jaya Bowry
Bild: privat

Interviewpartnerin ist Dr. Jaya Bowry von der Lust auf besser leben gGmbH, zuständig für Fundraising und Nachhaltigkeitsprojekte.

Wie kam es dazu, dass die Bohne für das Projekt zur Heldin wurde?

Alles begann mit der Idee, in Hessen etwas Neues zu schaffen, das dazu beiträgt, die globalen Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung bis 2030 zu erreichen. Wir hatten viele Ideen, aber die Hülsenfrüchtler – übrigens eine der artenreichsten Pflanzenfamilien! – haben uns überzeugt. Zum Beispiel, weil sie beim Anbau Stickstoff im Boden binden, was den Bedarf an Düngemitteln reduziert. Und ihre Samen, die Hülsenfrüchte, sind ein wichtiger Bestandteil der Planetary Health Diet. Damit sind Hülsenfrüchtler sowohl für unsere Gesundheit als auch hinsichtlich einer nachhaltigen Landwirtschaft und Ernährung sehr wertvoll. Vor allem die Ackerbohne hat unser Interesse geweckt. In Deutschland wird sie bisher wenig genutzt – aber in anderen Ländern, zum Beispiel in Italien, ist sie sehr beliebt. Deswegen haben wir uns für den Namen „Heldenbohne“ entschieden – wir kümmern uns aber genauso um Erbsen, Kichererbsen oder Linsen.

Welche Akteure sind an dem Projekt beteiligt und mit welchen Schwerpunkten beschäftigen sie sich?

Unser Netzwerk besteht aus der gemeinnützigen gGmbH „Lust auf besser leben“, bei der ich für verschiedene Nachhaltigkeitsprojekte zuständig bin. Außerdem dabei sind der Verein Bionales e.V., der Ernährungsrat Frankfurt und ÖkoSaat Hessen, die sich mit ökologischen Getreidesorten auskennen und auch Expertise im Anbau von Hülsenfrüchtlern mitbringen. Für die weitere Netzwerkbildung sind vor allem Bionales e. V. und der Ernährungsrat Frankfurt zuständig. Moritz Schäfer von ÖkoSaat Hessen wird sich auf alle Themen rund um die Erzeugung und den Aufbau bioregionaler Wertschöpfungsketten konzentrieren. Und wir werden vor allem daran arbeiten, die Nachfrage nach Hülsenfrüchten in der Region über die Außer-Haus-Verpflegung und in der interessierten Öffentlichkeit zu erhöhen. Um in der Öffentlichkeit ein größeres Interesse an Erbsen, Bohnen oder Linsen und ein Bewusstsein für ihre Vorteile zu schaffen, planen wir zum Beispiel Workshops, wollen Bildungskonzepte für Schulen entwickeln und auf Social Media aktiv sein. Dazu werden wir mit einer Kommunikationsagentur zusammenarbeiten.

Was will das Projekt für die Region neu denken?

Wir haben mit dem Projekt das Ziel, den Anbau von Hülsenfrüchtlern in der Modellregion Hessen zu verdreifachen. Für eine nachhaltigere Landwirtschaft und um eine gesunde und nachhaltige Ernährung zu fördern. Wir möchten die Nachfrage nach Hülsenfrüchten erhöhen und wollen erreichen, dass sie verstärkt in der Außer-Haus-Verpflegung verwendet werden. Dazu sind wir bereits dabei, verschiedene Akteure aus der Region zu vernetzen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Uns ist wichtig, nichts von oben herab vorzugeben. Wir möchten mit einer gewissen Leichtigkeit an das Projekt rangehen. So wollen wir zum Beispiel mit interessanten Rezepten zeigen, wie viel Spaß Hülsenfrüchte machen.

Was sind die größten Herausforderungen für das Projekt?

Eine große Herausforderung ist die Überzeugungsarbeit bei den Landwirtinnen und Landwirten. Für sie bringt es natürlich zunächst Unsicherheiten mit, wenn sie sich dazu entscheiden, eine neue Pflanze anzubauen. Eine weitere Herausforderung ist die Außer-Haus-Versorgung. Dort herrscht großer Kostendruck und Fachkräftemangel. Wir brauchen gute Konzepte, die mögliche Einsparungen oder gesundheitliche Vorteile durch die Verwendung von Hülsenfrüchten aufzeigen. Nur so können wir zum Beispiel die Kantinen von Kitas, Schulen oder Pflegeeinrichtungen davon überzeugen, Ackerbohne und Co. verstärkt in ihren Speiseplan zu integrieren. Dazu brauchen wir Teammitglieder, die für das Thema brennen – und kreative Lösungen entwickeln!

Welche konkreten Schritte folgen als Nächstes?

Demnächst steht ein Projekttag an, voraussichtlich in Schwalmtal bei ÖkoSaat Hessen. Dort können wir einen Eindruck von der Erzeugung und Verarbeitung vor Ort bekommen. Dann werden wir so schnell es geht in unsere Arbeitspakete einsteigen. Für uns bedeutet das, dass wir weiter Veranstaltungen besuchen und netzwerken werden. Außerdem wurden wir bereits für einige Workshops angefragt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Akquise von Außer-Haus-Verpflegungseinrichtungen, damit wir unser Vorhaben dort schnellstmöglich platzieren können.

Wie soll das Modell für andere Regionen umsetzbar werden?

Beim Anbau von Hülsenfrüchtlern spielen lokale Bedingungen wie die Qualität der Böden oder das Wetter natürlich immer eine Rolle. Nichtsdestotrotz sind wir überzeugt, dass es in Deutschland viele andere Regionen gibt, die sich dafür ebenso dafür eignen und die von unseren Erfahrungen profitieren können. Deswegen werden wir zum Beispiel eine Broschüre und Leitfäden erstellen, die anderen dabei helfen, ähnliche Projekte umzusetzen. So möchten wir sicherstellen, dass die Erfolge des Projekts „Heldenbohne“ auch über Hessen hinaus Wirkung zeigen.