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Vom Acker bis auf den Teller: regionale Wertschöpfung bei Lebensmitteln Vom Acker bis auf den Teller: regionale Wertschöpfung bei Lebensmitteln

Der Auf- und Ausbau regionaler und ökologischer Wertschöpfungsketten ist eines der Ziele, auf die Projekte aus dem Modellregionenwettbewerb „Ernährungswende in der Region“ einzahlen sollen. Doch was steckt hinter dem Begriff „Wertschöpfung“ und wie kann dies in der Praxis umgesetzt werden?

Bild: BLE

Regionale Lebensmittel-Wertschöpfungsketten

Wertschöpfungsketten umfassen alle Prozesse, die Lebensmittel von der Rohstofferzeugung bis zum fertigen Produkt durchlaufen. Bei regionalen Wertschöpfungsketten laufen diese Prozesse innerhalb einer bestimmten Region ab und erhöhen den Effekt für diese, denn in jeder Prozessstufe wird ein zusätzlicher ökonomischer Wert geschaffen. Die Prozesse/Aktivitäten können dabei von der landwirtschaftlichen Erzeugung über die Verarbeitung in der Lebensmittelwirtschaft bis hin zum Vertrieb reichen und tragen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region bei. Kurze Wertschöpfungsketten, bei denen möglichst viele Stufen regional verlaufen, sind zudem wichtige Bausteine für ein nachhaltiges Ernährungssystem. Ein Beispiel dafür könnte ein Betrieb sein, der Weiderinderhaltung betreibt, die Tiere auf dem eigenen Hof oder „hofnah“ schlachtet und das Fleisch in der Region verkauft – hier wird dem Tier der Stress des Transports erspart und die Nähe vom Erzeuger zum Verbraucher ist direkt gegeben.

Regionalisierung von Wertschöpfungsketten und Vermarktung

Früher war es selbstverständlich, dass Bauern ihre Erzeugnisse direkt an die hiesigen Verarbeitungsbetriebe wie Mühlen, Schlachtereien oder Molkereien abgaben und die dort hergestellten Erzeugnisse über die Geschäfte im Dorf (Bäckereien, Metzger) vertrieben wurden. Durch Industrialisierung und Strukturwandel sind diese regionalen Vermarktungsstrukturen fast nicht mehr vorhanden. Doch nach und nach werden jetzt wieder regionale Wertschöpfungsketten aufgebaut.

Bio entlang der Wertschöpfungskette

Besonders nachhaltig sind regionale Bio-Wertschöpfungsketten.
Damit Bio-Lebensmittel als solche vermarktet werden dürfen, müssen alle Stufen entlang der Wertschöpfungskette bio-zertifiziert sein. Das heißt, es ist nicht nur notwendig, dass Mühlen, Schlachtereien oder Molkereien vor Ort existieren, sondern dass diese sich ebenfalls an den Vorgaben der Bio-Zertifizierung orientieren. Die Einhaltung der Richtlinien der EU-Öko-Verordnung wird mindestens einmal pro Jahr von staatlich zugelassenen Kontrollstellen überprüft. Für ein Bio-Brötchen in der Kantine heißt das, dass sowohl der landwirtschaftliche Betrieb, die Bäckerei als auch die Kantine eine Bio-Zertifizierung vorweisen müssen.  

Vorteile regionaler Wertschöpfung

Ein Vorteil regionaler Wertschöpfungsketten (WSK) liegt in der Förderung lokaler Wirtschaftskreisläufe. Indem Unternehmen und Produzenten in einer Region zusammenarbeiten, werden Arbeitsplätze geschaffen, Einkommen generiert und kleine verarbeitende Betriebe gestärkt. Handelt es sich um eine regionale Bio-Wertschöpfungskette kann gleichzeitig die Bio-Landwirtschaft vor Ort gestärkt und ggf. ausgebaut werden. Ein weiterer Vorteil ist die Reduzierung von Transport- strecken. Da die Produktion und der Vertrieb innerhalb einer Region stattfinden, ist es nicht mehr notwendig, Waren über weite Strecken zu transportieren. Bei frischem Obst und Gemüse ist dabei jedoch auch ein saisongerechter Einkauf wichtig, denn die Beheizung von Gewächshäusern verbraucht viel Energie auf der Erzeugungsstufe. Abseits der deutschen Haupt-Erntesaison hat zum Beispiel eine Tomate aus Spanien daher trotz höherer Transportemissionen oftmals eine bessere CO2-Bilanz als eine Tomate aus der Region.

Durch regionale WSK ist es möglich, die Produktionsprozesse genauer zu kontrollieren und so die Qualität der Produkte besser zu beurteilen. Durch die Nähe zwischen Produzenten und Verbrauchern können Unternehmen besser auf die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden eingehen und Produkte anbieten, die den lokalen Geschmack und die lokalen Präferenzen widerspiegeln. Dies kann zu einer höheren Kundenzufriedenheit und Kundenbindung führen. Ein Beispiel hierfür ist die Zubereitung der Mittagsverpflegung für Kitas und Schulen vor Ort.

Planung und Strategie

Regionale und im besten Fall regional-ökologische Wertschöpfungsketten auf- bzw. auszubauen bringt Vorteile, ist jedoch auch mit Herausforderungen verbunden und bedarf einer strategischen Planung und Zusammenarbeit der Akteure. Politik, Unternehmen und Gemeinschaften müssen gemeinsam daran arbeiten, die notwendigen Infrastrukturen, Ressourcen und Rahmenbedingungen zu schaffen, um regionale Wertschöpfungsketten zu unterstützen und zu stärken. Der Aufbau einer solchen regionalen Wertschöpfungskette bedarf einer guten Organisation und Vernetzung der Akteure untereinander.

Ideen werden gefördert

Das BMEL fördert neben dem Modellregionenwettbewerb „Ernährungswende in der Region“ Projekte zur Steigerung der innovativen, regionalen Wertschöpfung – finanziert aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und regionale Wertschöpfung (BULE plus). https://www.ble.de/DE/Projektfoerderung/Foerderungen-Auftraege/BULE/Foerdermassnahmen/Modellprojekte/Initialisierungsmanagement.html

Darüber hinaus gibt es weitere Förderungen über das Bundesprogramm ökologischer Landbau (BÖL). Mit der „Richtlinie zur Förderung von Bio-Wertschöpfungsketten“ kurz RIWERT soll der Aufbau neuer und die Weiterentwicklung bestehender Bio-Wertschöpfungsketten unterstützt werden. Das bedeutet konkret, dass die Einstellung von sog. Wertschöpfungskettenmanagerinnen und -managern, Weiterbildungen und Beratungen sowie Veranstaltungen zur Initiierung neuer Bio-Wertschöpfungsketten gefördert werden. Förderung von Bio-Wertschöpfungsketten: Bundesprogramm

Die BÖL-Richtlinie über die „Förderung von Projekten zur Information von Verbraucherinnen und Verbrauchern über regionale Wertschöpfungsketten zur Erzeugung von Bioprodukten sowie zur Umsetzung von begleitenden pädagogischen Angeboten“ (RIGE) ermöglicht die Förderung von Projekten, mit denen Gebietskörperschaften Verbraucherinnen und Verbraucher über regionale BWSK zu informieren oder pädagogische Angebote zu BWSK umzusetzen.