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Interviewpartnerin ist Liliana Wolny, Präventionskoordinatorin Landkreis Jerichower Land, Schwerpunkt Gesundheitsförderung von Kindern in KiTas und Grundschulen.
Was will das Projekt „Iss dich fit!“ für die Metropolregion neu denken?
Das große Ziel ist es, dass wir mit „Iss dich fit!“ das Bewusstsein für ein gesundes Leben durch eine ausgewogene, nahrhafte Ernährung stärken und ein tiefes Verständnis für Selbstwirksamkeit erreichen. Wir wollen durch Wissensvermittlung und praktische Anwendung zum Umdenken anregen. Das beginnt bei den Kindern und Jugendlichen, die unsere übergeordnete Zielgruppe sind. Sie wollen wir mit Bildungs- und Beratungsformaten erreichen. Die zweite Zielgruppe sind die Caterer, Gastronomen, Küchen und direkten Verbraucher. Sie sind dafür verantwortlich, Kindern und Jugendlichen einen Zugang zu gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln zu bieten. „Iss dich fit!“ unterstützt sie dabei.
Welche Akteure sind an dem Projekt beteiligt und mit welchen Schwerpunkten beschäftigen sie sich?
„Iss dich fit!“ ist ein Verbundprojekt, an dem der Landkreis Jerichower Land, die Qualifizierungs- und Strukturfördergesellschaft (QSG) und das Technologie- und Gründerzentrum Jerichower Land (TSG) mitwirken. Ein Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Schaffung einer qualitativ hochwertigen Wertschöpfungskette, die über die Außer-Haus-Verpflegung viele Menschen erreichen kann. Mit dieser Aufgabe ist das TSG betraut. Sie ist darauf spezialisiert, Unternehmer bei der Gründung zu unterstützen und hat sehr gute Kontakte zu Handels- und Handwerkskammern. Zentral wird es sein, Bedarfe zu identifizieren und zu überprüfen, wo es Lücken in der Wertschöpfungskette gibt. Anschließend folgt der enge Austausch mit der Ernährungsberatung, die gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen Rezepte entwickelt. Denn das Ernährungsangebot, das wir final anbieten, orientiert sich an den Produkten, die lokal zur Verfügung stehen und erzeugt werden.
Was sind die größten Herausforderungen für das Projekt?
Ende August 2023 haben wir unsere Projektskizze eingereicht, Ende Mai 2024 folgte der Projektantrag und erst im Dezember 2024 konnte das Projekt starten. In dieser Zeit hat sich die landwirtschaftliche Situation in unserer Region bereits stark verändert. Nicht nur die Produktionskosten sind enorm gestiegen, einige Produkte werden nicht mehr angeboten und müssen anderweitig zugekauft werden. Vor diesem Hintergrund ist die regionale Vernetzung mit der Erzeugung von Bioprodukten aus der Nähe ein entscheidender Faktor für unser Projekt. Kurze Transportwege und die Einbindung aller Akteure sichern nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern auch die energetischen Aspekte der Lebensmittelproduktion und -verarbeitung. Veränderungen in den Produktionsprozessen werden folgen. Die Einbeziehung auch kleiner Lebensmittelproduzenten in die Wertschöpfungskette soll die Risikobereitschaft für Kapazitätserweiterungen erhöhen und zu mehr Optimismus für unsere gemeinsame Zukunft führen. Auch die Kaufkraft der Bevölkerung hat sich negativ verändert, was für viele eine enorme Herausforderung für die Kaufbereitschaft qualitativ hochwertiger Lebensmittel darstellt. Gleichzeitig wollen wir eine für alle Eltern bezahlbare Kinderverpflegung anbieten, um Chancengleichheit für ein gesundes Aufwachsen aller Kinder zu gewährleisten.
Welche konkreten Schritte folgen als Nächstes?
Zunächst werden Herkunft und Qualität der in den Küchen verarbeiteten Lebensmittel analysiert und die Transportwege für alle Produkte berechnet. Gleichzeitig werden alle lokalen Lebensmittelhersteller auf ihre Lieferfähigkeit und die Qualität ihrer Produkte überprüft. Parallel dazu werden die entstehenden Abfälle sowohl in den Küchen als auch in Kantinen analysiert. Im Bereich der Ernährungsberatung werden zunächst Fragebögen zu den Essgewohnheiten der Kinder in Kindertagesstätten und Schulen erstellt, bevor die ausgewählten Einrichtungen zur Teilnahme am Projekt eingeladen werden. Erst danach können die weiteren Interventionen geplant werden.
Wie soll das Modell für andere Regionen umsetzbar werden?
Als Leuchtturmprojekt wollen wir trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen durch eine enge Vernetzung aller Akteure innerhalb unseres Landkreises und mit den sechs umliegenden Landkreisen (Landkreis Stendal, Landkreis Havelland, Landkreis Potsdam-Mittelmark, Landkreis Anhalt-Bitterfeld, Salzlandkreis, Landkreis Börde) und der kreisfreien Stadt Magdeburg alle Ressourcen identifizieren und einbinden. Mit Hilfe der Netzwerke werden alle Ergebnisse veröffentlicht und neue Kooperationen angeregt. Die Steigerung des Bekanntheitsgrades der regionalen Lebensmittelproduzenten soll auch unseren Nachbarn zugutekommen. Es ist von großer Bedeutung, dem Rückgang der Gewerbeanmeldungen entgegenzuwirken und die regionalen Stärken zu fördern.