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Einblicke in das Projekt KIRA - Interview mit Florian Sander

Das Projekt „KIRA“ hat sich zum Ziel gesetzt, ein regionales Wertschöpfungsnetzwerk aufzubauen, damit landwirtschaftliche Betriebe und die Außer-Haus-Verpflegung in öffentlichen Einrichtungen näher zusammenrücken. Unter anderem soll dafür im Rahmen von KIRA eine gemeinsam genutzte digitale Plattform entstehen. Wie kann eine nachhaltige und regionale Lebensmittelversorgung trotz aller Hürden gelingen und damit zum Vorbild für andere Regionen werden? Florian Sander vom Ernährungsrat Köln e.V. gibt Einblicke in das Projekt.

Florian Sander, Ernährungsrat Köln e. V.
Bild: BMEL

Florian Sander gehört der Geschäftsführung des Ernährungsrats für Köln und Umgebung e. V. an und ist damit für die Projektkoordination von „KIRA“ mitverantwortlich.

Was macht der Ernährungsrat für Köln und Umgebung e. V.?

Der Ernährungsrat für Köln und Umgebung e. V. arbeitet unter anderem an der fairen Zusammenarbeit zwischen Kommunen und Landwirt*innen, möchte den Städter*innen einfachen Zugang zu lokalen Produkten aus bäuerlicher Landwirtschaft ermöglichen und familiären Landwirtschaftsbetrieben den Marktzugang erleichtern. Mit zahlreichen Projektpartnern spielen diese Ziele auch eine große Rolle bei „KIRA“.

In drei Punkten: Was will das Projekt „KIRA“ für die Metropolregion neu denken?

Wir als Ernährungsräte vertreten die These, dass wir eine Ernährungswende besonders gut erreichen können, wenn wir die Außer-Haus-Verpflegung (AHV) ins Visier nehmen. Einfach durch den hohen Bedarf, der da jeden Tag potenziell vorhanden ist.

Das sind allein in Köln etwa 160.000 Mahlzeiten täglich, die in öffentlichen Einrichtungen ausgegeben werden. Das ist ein Wahnsinnsbedarf an Lebensmitteln! Und wenn dieser regional und im besten Fall auch noch aus nachhaltig produzierten Nahrungsmitteln bestückt werden kann, entfalten sich eine Sogwirkung, eine Kaufkraft und eine regionale Nachfrage – dies kann wirklich etwas für die Landwirtschaft und für die regionale Wertschöpfung bewirken.

Genau das wollen wir mit dem Projekt erreichen: Ein Modell entwerfen, das für die Außer-Haus-Verpflegung einerseits reduzierte Lebensmittelabfälle, andererseits Einsatz von regionalen Bio-Produkten ermöglicht – und diese Form der Wertschöpfung überhaupt für und in der Region etablieren kann.

Mit welchen Schwerpunkten sind welche Akteure beteiligt?

Der Ernährungsrat für Köln und Umgebung e. V. hat die Projektkoordination inne. Wir suchen derzeit auch eine*n Wertschöpfungsketten-Manager*in – d. h. jemanden für die Vernetzungsarbeit zwischen den Akteuren vor Ort: den Kantinenbetreibern, den Mensen in öffentlichen Einrichtungen und darüber hinaus. Diese Person spricht dann aber auch mit den Landwirt*innen und Logistikbetrieben. Sämtliche Schritte – vom Acker bis zum Teller – werden begleitet. Daneben werden Personen für die Projektkoordination sowie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich sein.

Dann haben wir den Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen mit dem Schwerpunkt „Landwirtschaft in Ballungsräumen“ dabei. Da ist viel Expertise über angepasste, innovative Geschäftsmodelle in der Landwirtschaft vorhanden, z. B: wie regionale Wertschöpfungsketten funktionieren und im besten Fall als vielfältige Kreislaufwirtschaft fungieren.

Die Hochschule Offenburg beteiligt sich mit dem Fachbereich Logistik – inklusive tiefgreifendem Wissen um das Thema Wertschöpfungsketten.

Die TH Köln legt ebenfalls einen Schwerpunkt auf Logistik – da gibt es ganz viele Erfahrungen rund um regionale Güterversorgung. Also: Welche Infrastrukturen braucht es im urbanen Raum, um das Ganze auch nachhaltig zu gestalten?

Zuletzt ist da der Bioland-Landesverband Rheinland-Pfalz/Saarland für organisch-biologischen Landbau. Dieser sorgt für die Umstellung von konventioneller hin zu biologischer Landwirtschaft – und bringt Expertise in der Politikberatung und im Umgang mit der Verwaltung mit. Der Verband überträgt die besten theoretischen Ansätze also direkt in die Praxis.

Was sind die größten Herausforderungen für das Projekt?

Im Detail gibt es sehr viele Herausforderungen: Einerseits müssen wir eine Verlässlichkeit bei den Kantinen und den unterschiedlichsten Außer-Haus-Verpflegungseinrichtungen sicherstellen. Wir brauchen belastbare Indizien dafür, dass sie auch wirklich mitmachen. Dann ist viel Überzeugungsarbeit nötig, z. B., um die Einhaltung der DGE-Qualitätsstandards sicherzustellen. Durch gemeinsame Tools muss das Ganze schließlich auch digital überwacht werden – und nicht jede Küche und jede*r Küchenchef*in arbeiten digital.

Wir haben im Rheinland außerdem recht niedrige Quoten an biologischer Landwirtschaft. Diese zu erhöhen, ist erklärtes politisches Ziel. Daran können wir unterstützend mitwirken: Den Nährboden für diesen Wandel zu bereiten. Die Veränderungen in den Mägen und Herzen beginnen.

Welche konkreten Schritte folgen als Nächstes?

Wir werden einen Projektplan mit unserem Team als auch dem gesamten Projektverbund erarbeiten, um den konkreten Ist-Zustand festzustellen. Also: Wie steht es um die Umsetzung der DGE-Qualitätsstandards in den Einrichtungen? Wie ist es um den Einsatz von Bio-Lebensmitteln und regionalen Lebensmitteln in den Einrichtungen bestellt? Wie weit ist unser Weg, um klare Quoten zu erfüllen? Ausgehend davon und parallel dazu fangen wir an, Gespräche mit Akteuren entlang der Wertschöpfungskette zu führen.

Wie soll das Modell für andere Regionen umsetzbar werden?

Das haben wir glücklicherweise von Anfang an so mitgedacht. Genau deshalb ist der Bioland-Landesverband Rheinland-Pfalz/Saarland dabei: Der Fokus liegt zwar auf Köln, doch durch die Einbindung der Kolleg*innen aus Rheinland-Pfalz/Saarland kann das direkt mitkonzipiert werden, so dass wir hier eine möglichst einfache Übertragung schaffen können. Auch Freiburg und München werden am weiteren Projektverlauf partizipieren. Und wir werden die Dinge digital erarbeiten und dann geeignete Tools zur leichteren Umsetzung bereitstellen.